Hans-Werner Kroesinger

Werk

Stolpersteine
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Dokumentartheater, 2016

Sie sind aus den öffentlichen Räumen deutscher Städte nicht mehr wegzudenken: Die Stolpersteine, die der Opfer des Dritten Reiches gedenken. Sie erinnern vor unseren Häusern, Schulen und Fabriken an Mitmenschen und Mitarbeiterinnen, die verschleppt und ermordet wurden. Gerade in Theatern, Orte der Freiheit und der Kunst, funktionierte Gleichschaltung und Ausgrenzung besonders schnell. Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura haben aus Personalakten des Staatstheaters Karlsruhe rekonstruiert, wie antisemitische Diskriminierung und die Entlassung linker und liberaler Theaterkünstlerinnen nach 1933 im Detail funktioniert hat. Und wie wenig Aufarbeitung davon nach 1945 stattfand: Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig vor dem Staatstheater Karlsruhe wurden erst 2013 installiert. In Stolpersteine Staatstheater sitzen Schauspielerinnen an einem großen Arbeitstisch zusammen mit den Zuschauerinnen und lesen Akten, Zeitungsberichte, Memoiren, Zeitzeug*innen-Interviews. Das bürokratische Prozedere, das den sozialen Ausschluss und die Vorbereitung des Völkermordes juristisch im Detail regelt, wird siebzig Jahre später in Form eines Dialogs mit den historischen Dokumenten aufgearbeitet und verweist immer wieder auf unsere Gegenwart, in der diskriminierende Ausgrenzung, präfaschistoide Gedanken und Renationalisierung der Kultur wieder salonfähig und wählbar erscheinen.

Nach einer Einladung zum Berliner Theatertreffen und den Erfolgen bei internationalen Auftritten ist das Dokumentartheater Stolpersteine Staatstheater des Staatstheaters Karlsruhe nun als Gastspiel im Rahmen des 3. Berliner Herbstsalons erneut in Berlin zu sehen.

Im Anschluß an die Vorstellung findet am 25.11. um 17.30 Uhr ein Publikumsgespräch statt.

Hans-Werner Kroesinger, geboren 1962 in Bonn, inszenierte gemeinsam mit Regine Dura am Maxim Gorki Theater u.a. Musa Dagh – Tage des Widerstands und erarbeitete weitere Performances für den Berliner Herbstsalon (2013 und 2015) und den History Campus 14/14 (2014). 2016 wurde ihre Inszenierung Stolpersteine Staatstheater zum Berliner Theatertreffen eingeladen.