Red Thread
Das Projekt Red Thread ist ein actives Netzwerk, unterstützt von der non-profit Kulturoganisation Anadolu Külür in Istanbul. Als eine Plattform ermöglicht es Künstler*innen, Kurator*innnen, Sozialwissenschaftler*innen und Kulturschaffenden aus dem Balkan, dem Nahen Osten, dem Kaukasus, Nord Afrika und anderen Orten den Austausch von Wissen und biete Gelegenheit zur Zusammenarbeit. Seit 2009 wurden drei Ausgaben des Online-Magazins in englischer und türkischer Sprache veröffentlicht, deren Schwerpunksetzung auf verschiedenen sozialen und kulturellen Themen lag.
Die vierte Ausgabe ist im Zusammenhang mit dem 3. Berliner Herbstsalon entwickelt worden und in drei separate Dossiers unterteilt, die gleichermaßen aufeinander bezogen sind.
Inhaltlicher Ausgangspunkt des ersten Dossiers ist die vielfache Verwendung des Begriffs »dispossession« durch Judith Butler. Dieser bezieht sich nicht nur auf den Verlust von Eigentum und Besitzansprüchen, sondern auch auf Einbußen in Bezug auf den eigenen Körper, der Identität, dem Gedächtnis, sowie der Rechte und Freiheiten des Individuums. Butler erinnert uns daran, dass ein Zustand der »dispossession« auch derjenige Moment ist, in dem sich politische Subjektivität einstellt.
Gleichzeitig öffnet sich durch diesen Vorgang Raum für andere Subjekte, Herrschaftskritik zu artikulieren und politische Ansprüche zu stellen. Im zweiten Dossier des Online-Magazins werden Beispiele für solche Handlungen der »Solidarität« vorgestellt.
Das dritte und letzte Dossier von Red Thread beschäftigt sich explizit mit dem konzeptionellen Rahmen des 3. Berliner Herbstsalons: Eine Materialsammlung zu den zeitgenössischen und historischen Quellen des Konzeptes der »Desintegration« – die Forderung nach einem Bruch, nicht mit der Gesellschaft selbst, sondern mit den mehrheitstauglichen, reaktionären und unterdrückenden Interpretationen und Vorstellungen von einer kollektiven Identität. Der Aufruf radikale Diversität zu leben. Dieses Dossier umfasst Beiträge von Schriftsteller*innen, Denker*innen und Aktivist*innen wie Marina Gržinić, Rastko Močnik, Natalie Bayer, Rasha Salti, Emina Bužinkić, Şeyda Özden und Guillaume Paoli.