Selma Selman

Die Fotoserie von Selma Selman zeigt die Künstlerin beim Verrichten ihrer Notdurft. Damit will sie auf den Genozid an den Roma während des Nationalsozialismus und dessen späte Anerkennung aufmerksam machen. Der Bezug zum Dritten Reich vermittelt sich durch den Ort der Aktion: Denn die Wiese, auf der die Künstlerin hockt, ist der ehemalige Adolf-Hitler-Platz in Weimar. Im Hintergrund ist das ehemalige Gauforum Weimar zu sehen, das heute von der thüringischen Landesverwaltung genutzt wird. Das Gauforum war Teil eines von Adolf Hitler entwickelten Plans zur Neugestaltung deutscher Städte. 2005 entstand aus der ehemaligen »Halle der Volksgemeinschaft« das Einkaufszentrum Weimar Atrium.

Selma Selman wiederholt in ihrer Performance bis zur Erschöpfung den Satz »You have no idea«. Je länger man ihr beim Aussprechen dieser Wahrheit zuhört, desto vielfältiger werden die Bezugs- und Wirkungsweisen des Ausrufs. Wer kann darüber reden, wer hat wovon und warum eine oder keine Idee? Identität ist vielfältiger und komplexer als ein Bild. Selman desintegriert sich in der Wiederholung des Satzes von jeglicher Fremdvorstellung, um Platz zu machen für ihre eigene (Re-)Präsentation.

Vor dem Gorki, 11/ November, ab 17 Uhr