Nevin Aladağ

Mit ihrer Arbeit greift die Künstlerin in die Architektur des Ausstellungsgebäudes, den Palais am Festungsgraben, ein. Aladağ rollt einen unverhältnismäßig verlängerten Teppich von einem Fenster im ersten Stock bis hinunter auf die Straße aus. Die strenge und vertikale Gestalt der neoklassizistischen Fassade wird durch das orientalische Muster und die diagonale Ausrichtung des Teppichs gestört. Mit der Dissonanz zwischen diesen beiden Elementen spielt die Arbeit auf die anhaltende Debatte über kulturelle Diversifizierung innerhalb der westlichen Gesellschaften an und führt symbolisch Möglichkeiten eines Zusammenlebens mit Unterschieden vor.

Die Performance – ein Tänzer, der offensichtlich im Scheinwerferlicht mit seinem eigenen Schatten in Dialog tritt und die eigenen geistigen und körperlichen Grenzen erkundet – spielt auf die widerständigen und transgressiven Potentiale von Subkulturen, Minderheitenpositionen, sowie der jüngsten Aufstände rund um die Welt an. Der Auftritt kann als Kampf gegen die Repräsentationszwänge, denen das Individuum ausgesetzt wird, gelesen werden, genauso aber auch als Ausdruck eines andauernden Begehrens, aufgezwungene Grenzen und die gegebenen sozialen Bedingungen zu überwinden.